DGfS 2016 | 24.-26.2.2016

38. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft

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AG 9: Geschriebene und gesprochene Sprache als Modalitäten eines Sprachsystems

Martin Evertz, Universität zu Köln

Frank Kirchhoff, Universität zu Köln

Abstract

Die traditionelle Annahme, dass die Schriftsprache direkt von der gesprochenen Sprache abgeleitet ist, hat sich in jüngerer Forschung als problematisch erwiesen (vgl. für einen Überblick Dürscheid 2012). Primus (2003) spricht sich gegen eine direkte Ableitung aus und postuliert ein Schnittstellenmodell, in dem gesprochene und geschriebene Sprache Modalitäten eines übergreifenden Sprachsystems sind. Die geschriebene Sprache korrespondiert in diesem Modell mit Subsystemen der Sprache (Phonologie, Morphologie, Syntax, etc.) und bildet mit der gesprochenen Sprache Schnittstellen.

In der Literatur ist bereits eine modalitätsübergreifende Phonologie im Begriff, sich zu etablieren (vgl. Domahs & Primus 2015). In dieser AG soll untersucht werden, welche neuen Einblicke in Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Laut- und Schriftsprache ein solcher modalitätsübergreifender Ansatz gewährt und inwiefern dieser Ansatz darüber hinaus auch für andere Teilgebiete der Linguistik fruchtbar ist.

Diese AG richtet sich an SchriftsystemforscherInnen und an SprachwissenschaftlerInnen aus anderen Teilgebieten der Linguistik, die sich mit der Schnittstelle zur Schrift aus empirischer, theoretischer, historischer oder didaktischer Sicht auseinandersetzen.

Zu den Fragen, die in dieser AG untersucht werden, gehören u.a.:

  • Welche sprachlichen Einheiten kommen in beiden Modalitäten vor und wie unterscheiden sie sich modalitätsspezifisch?
  • Welche Schnittstellen-Phänomene können beobachtet werden?
  • Welche Untersuchungsmethoden (Experimente, Korpora, Datenbanken) bieten sich für modalitätsübergreifende Ansätze an?
  • Wie kann ein modalitätsübergreifendes Modell didaktisch genutzt werden?

Literatur

Domahs, Ulrike & Beatrice Primus. 2015. Laut – Gebärde – Buchstabe. In Ekkehard Felder & Andreas Gardt (eds.), Sprache und Wissen. 125–142. Berlin/ New York: de Gruyter.
Dürscheid, Christa. 2012. Einführung in die Schriftlinguistik. Grundlagen und Theorien. 4. überarb. und akt. Aufl. Göttingen: UTB.
Primus, Beatrice. 2003. Zum Silbenbegriff in der Schrift-, Laut- und Gebärdensprache – Versuch einer mediumunabhängigen Fundierung. Zeitschrift für Sprachwissenschaft 22. 3–55.

Programm

Mittwoch, 24. Februar 2016
14:00 – 14:30

Martin Evertz & Frank Kirchhoff:

Einführung und Überblick

14:30 - 15:00Andreas Nolda:
Script types: Definitions and classifications
15:00 - 15:30

Hartmut Günther:

Schrift- und Lautsprache – eine Übersetzungstheorie

15:30 - 16:00

Monika Budde:

Modalitätsübergreifende und modalitätsspezifische Strukturaspekte sprachlicher Äußerungen: Auf welchen Beschreibungsebenen können sich modalitätsspezifische Unterschiede manifestieren?

16:00 - 16:30Kaffeepause
16:30 - 17:00Karsten Schmidt:
Das Wort als zentrale Einheit der Graphematik
17:00 - 17:30Vilma Symanczyk Joppe:
Nur ein Reflex der Morphosyntax? Das graphematische Wort in Norm und Gebrauch
17:30 - 18:00 Fabian Renz:
Expressive Intensitätspartikeln in gesprochener und geschriebener Sprache

Donnerstag, 25. Februar 2016
9:30 – 10:00Tilo Reißig:
Verknüpfungsstrukturen listenmodaler Texte – Schnittstellenphänomene und modalitätsspezifische Ausprägungen
10:00 - 10:30Janina Kalbertodt, Beatrice Primus & Petra Schumacher:
Right dislocations and afterthoughts: the effects of punctuation and discourse structure on prosody
10:30 - 11:00Ilka Huesmann & Frank Kirchhoff:
Interpunktion und Intonation bei Interjektionen im Deutschen
11:00 - 11:30Kaffeepause
11:30 - 12:00

Katharina Turgay & Daniel Gutzmann:
Zur (ortho)grafischen Markierung von sekundären Inhalten: eine empirische Studie

12:00 - 12:30

Kristian Berg:

Homophone und Heterographen


Freitag, 26. Februar 2016
11:30 – 12:00Nana Fuhrhop:
Silbenkerne im Spannungsfeld zwischen Laut und Schrift oder Silbenkerne als modalitätsübergreifende Einheit
12:00 - 12:30Silke Hamann:
One phonotactic restriction for reading and listening: The case of the no geminate constraint in German
12:30 - 13:00Sabine Wahl:
Gesprochen, geschrieben, gesungen – Sprache in Werbespots
13:00 - 13:30Schlussbemerkungen